Wir erinnern uns alle an Bruno, der 2006 als erster Braunbär nach 170 Jahren auf freier Wildbahn in Deutschland gesichtet wurde. Während seiner Streifzüge riss Bruno Haus- und Nutztiere, teilweise auch innerhalb von Siedlungen. Deshalb stufte ihn die Staatsregierung als „Problembär“ ein, der auch eine Bedrohung für Menschen darstellen würde. Sind Bären also tatsächlich gefährlich? Und wenn ja, wie sollen wir uns bei einer Bärenbegegnung verhalten?
Bären im Alpenraum: eine Gefahr für den Menschen?
„Im ganzen Alpenraum kann es vorkommen, dass man Bären begegnet. Auch in Bayern wurden in letzter Zeit immer wieder Hinweise auf einen Bären bestätigt. Bei Begegnungen mit Wildtieren, egal ob Wildschwein, Luchs oder Bär, ist Achtsamkeit das oberste Gebot“, erklärt Wildbiologe Moritz Klose im Newsletter beim WWF Deutschland. Grundsätzlich würden, laut dem WWF, Braunbären dem Menschen nichts anhaben. Denn Bären verhielten sich eher scheu und unauffällig. Auch ernähren sich die Raubtiere überwiegend vegetarisch. Zu ihren Leibspeisen gehören Wurzeln, Beeren, Kräuter, Gräser und Früchte. Circa ein Drittel der Nahrung, welche die Bären verspeisen, sind Insekten, Fisch oder Aas. Wenn Braunbären jagen gehen, dann eher aus Mangel, wenn in der Region keine Nahrung zu finden ist.
„Grundsätzlich geht von Bären keine Gefahr aus, wenn man ausreichend Abstand hält und sich an bestimmte Verhaltensregeln hält.“ – Moritz Klose
Ruhe bewahren: Verhaltensregeln bei der Bärenbegegnung
Klose rät dazu, sich aufmerksam in der Natur zu bewegen und Nah-Begegnungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Im Falle einer Begegnung solle man Ruhe bewahren und das Tier nicht reizen. Der WWF schlägt folgende Verhaltensweisen bei der Begegnung mit Bären vor:
- Wenn Sie den Bär sehen, ziehen Sie sich langsam in die Richtung zurück, aus der Sie gekommen sind
- Machen sie durch ruhiges Sprechen und vorsichtige Armbewegungen auf sich aufmerksam, um den Bären nicht zu erschrecken
- Gehen sie niemals zwischen eine Bärenmutter und ihre Jungen
- Bären können bis zu 50 Stundenkilometer schnell rennen, wegrennen bringt nichts
- Nähern Sie sich auf keinen Fall dem Tier oder versuchen gar ein Selfie zu schießen, das Tier könnte sich bedrängt fühlen und sich gegebenfalls verteidigen
Wie eine Bärenbegegnung aussehen kann, zeigt dieses Video aus Twitter.
A voi il mio incontro con @‘orso di sta mattina sopra la malga Sporminore… pic.twitter.com/VN6QmAV9oV
— Loris Calliari (@loriscalliari) May 24, 2020
Fühlt das Tier sich angegriffen und greift an, sind folgende Verhaltensregeln angebracht:
- Legen Sie sich flach auf den Bauch oder kauern auf dem Boden
- Legen Sie die Hände in den Nacken und schützen Sie ihren Rücken wenn möglich mit einem Rucksack
- Warten Sie, bis der Bär von Ihnen ablässt und sich weit genug entfernt hat
Der Bärenkot: Veränderung deutscher Wälder
Fühlen sich Großraubtiere wie Bären in Ländern wie Deutschland überhaupt wohl? Kennt man den Ursprung der Raubtiere doch meist nur aus Russland. Ein Blick auf Länder wie Rumänien, Slowenien oder die Slowakei, in denen die Bärendichte am höchsten ist, lässt erkennen, dass sich die Bären dort durchaus heimisch fühlen. Der Grund dafür ist die Ernährungsform der Raubtiere. Auch in den deutschen Mischwäldern finden sich genug Kräuter, Beeren und Wurzeln. Durch die Anwesenheit und die Ernährungsweise der Bären können sie deshalb laut WWF zur Veränderung des Waldes beitragen. “Bären sind schlechte Futterverwerter, deshalb erkennt man ihre letzte Mahlzeit sofort im Kot”, erklärt Christoph Promberger. Und die im Kot vorzufindenden Samen ihrer vorwiegend vegetarischen Ernährung verbreiten sie in ihrem Revier. Laut Experten ist die Bärenkotdichte in den Wäldern Transsilvaniens sogar so hoch, dass sie mit der Hundekothaufendichte aus deutschen Großstädten zu vergleichen ist.
Titelbild: © Eric/AdobeStock.com, Video: Loris Calliari/Twitter