Die Folgen des Klimawandels werden stetig sichtbarer: verheerende Stürme, Hochwasser, Waldbrände, vernichtete Lebensräume der Tiere. Es sind Beispiele für den gravierenden Schaden, den die Erderwärmung inzwischen angerichtet hat und dessen Entwicklung aufzuhalten Jahr um Jahr aussichtsloser erscheint. Neben all den negativen Folgen birgt der Klimawandel aber auch unerwartete Chancen.
Naturkatastrophen sind ohne Frage von menschlicher Hand herbeigeführt, darin ist sich die Wissenschaft seit langem einig. Hierfür die Verantwortung zu übernehmen, bedeutet, das Ausmaß der Schäden auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten. Es bedeutet aber auch, die Chance, die mit einer Erderwärmung einhergehen, sinnvoll zu nutzen. Diese stehen zwar in keinem Verhältnis zu den negativen Auswirkungen. Dennoch gibt es durchaus Bereiche, die von einem kontrollierten Klimawandel profitieren können: erneuerbare Energien etwa oder Effizienztechnologien.
Die Folgen der Erderwärmung: Viele Regionen müssen sich anpassen
Die Zunahme von Wind beinflusst Windkraftanlagen. Aus diesem Grund haben Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität zu Köln untersucht, wie sich die Windgeschwindigkeiten und somit das Potenzial der Windstromerzeugung in Europa bis zum Ende des 21. Jahrhunderts verändern wird. Ihre Ergebnisse prophezeien stärkere saisonale Schwankungen in der Windstromproduktion und auch die notwendige Windgeschwindigkeit über den Meeren wird seltener. Das führt zwar einerseits zu einer unbeständigen Produktion. Andererseits profitieren Regionen Europas vom Klimawandel: Die Ägäis und das Baltikum zählen dazu. Deutschland, Frankreich und die Iberischen Halbinseln hingegen gehören nicht zu den Profiteuren.
Neue Chancen in der Landwirtschaft: Neue Pflanzen wachsen bei uns
Weitere Chancen der Erderwärmung finden sich in der Landwirtschaft: Steigt die Temperatur, kann die Ernte auch schon früher im Jahr eingeholt werden. Wobei für Landwirte in diesem Punkt wohl mehr das Sprichwort “Glück im Unglück” gilt. Denn schon jetzt hat die Landwirtschaft mit den Auswirkungen der Erderwärmung zu kämpfen: Dürre und Hitze erschweren die Kultivierung. Aber auch darin zeigen sich neue Möglichkeiten auf. Durch die wärmeren Temperaturen haben Landwirten die Möglichkeit, Kulturen anzupflanzen, die sonst in südlicheren Zonen wachsen: Soja oder Hartweizen beispielsweise. Durch die Bodenwärme im April während der Aussaht könnten nach Ansicht von Experten des Bayerischen Bauernverbands Pflanzen früher wachsen und geerntet werden. Somit ist ihrer Einschätzung nach sogar eine zweite Aussaat möglich.
Und auch für Verbraucher hat der Klimawandel Auswirkungen – und zwar auf den Geldbeutel. Steigt die Temperatur, muss im Winter nicht mehr so viel geheizt werden. Allerdings besteht auch die Gefahr, im Sommer das Gegenteil zu tun: Die Wohnung zu kühlen – was die Einsparung schmelzen lässt.
Es zeigt sich also, dass es durchaus Chancen gibt. Diese allerdings gehen einher mit gravierenden Nachteilen und Gefahren. So könnten beispielsweise unwirtliche Gebiete wie etwa Grönland oder Island irgendwann grün werden England bekannt für seinen Rotwein. Einen wirklichen Ausgleich zu Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürre und zerstörtem Lebensraum stellt das aber sicher nicht dar.
Der Klimawandel in der Politik: Steine könnten rollen
Auf staatlicher Ebene hingegen könnte der Klimawandel durchaus Bewegung einleiten: Aufgrund der drohenden Schäden könnte der staatliche Fördertopf voller und zur Forschung und Entwicklung von innovativen Ansätzen zur Klimaanpassung dienen. Ebenso besteht die Möglichkeit, Marktanreize für klimaneutrale Produkte zu setzen und zinsvergünstigte Darlehen für oben genannte Innovationen zu bieten.
Und auch aus wirtschaftlicher Perspektive gibt es besonders in der Baubranche einen hoffnungsvollen Ansatz: Ändert sich das Klima, steigt die Nachfrage nach Gebäudeklimatisierung, Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz oder Bepflanzung von Innenräumen.
Der Entwicklung folgend, besteht die Chance, dass zertifizierte Risikomanagementsysteme eingeführt werden. Und Stück für Stück, so die Prognose, könnten Unternehmen sich als Pionier zu positionieren: als “klimafitte” Firmen.
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