Die EU verfolgt mehrere Strategien für eine „grünere“ Zukunft. Eine davon ist TEN-E, die Strategie für vernetzte Energie. Was es damit auf sich hat, beleuchten wir hier.
Ein neuer Grüner Deal
Wir erinnern uns: Der Europäische Grüne Deal ist grundsätzlich ein Maßnahmenpaket vonseiten der Europäischen Union. Dieses verfolgt vor allem diese drei Ziele:
- Die Wirtschaft Europas soll bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr emittieren
- Das Wachstum der Wirtschaft Europas soll von der Ressourcennutzung abgekoppelt sein
- Die Wirtschaft soll weder Mensch noch Region im Stich lassen
Die Grundidee dahinter: Es soll ein Wandel hin zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft geschehen. Laut der EU hilft der Grüne Deal auch dabei, die Wirtschaft nach den stärkeren Einbrüchen im Zuge der Coronavirus-Pandemie wieder anzutreiben. Weiterhin soll er für mehr Biodiversität, saubere Luft, mehr öffentliche Verkehrsmittel und saubere Energie sorgen.
Drei Strategien für Nachhaltigkeit
Doch wie erreicht die EU diese Ziele? Dazu existieren verschiedene Maßnahmen, aufgeteilt auf insgesamt acht Hauptkategorien: Klima, Umwelt und Ozeane, Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Finanzen und regionale Entwicklung, Industrie und Forschung und Entwicklung. Im Bereich Energie konzentriert sich die EU auf diese Kernaspekte:
- Die Gewährleistung einer sicheren und kostengünstigen Energieversorgung
- Etablierung eines vollständig digitalisierten und vernetzten Energiemarkts
- Vorrang für Energieeffizienz , Verbesserung von Energieeffizienz von Gebäuden sowie die Entwicklung eines primär auf erneuerbaren Quellen beruhenden Energiemarkts
Um diese Aspekte zu erfüllen, hat die EU sechs Hauptmaßnahmen erdacht. Eine davon sieht vor, transeuropäische Energienetze zu erschaffen und zu stärken.
TEN-E im Überblick
Das geschieht unter dem Schirm der sogenannten Trans-European Networks for Energy (TEN-E). Diese sehen vor, die verschiedenen Energie-Infrastrukturen der EU-Mitgliedstaaten – und auch einige von außerhalb – zu verknüpfen. Als Teil dieser Maßnahme hat die EU neun Energiekorridore mit hoher Priorität und drei Themenfelder mit hoher Priorität identifiziert. Diejenigen Länder, die Teil dieser Korridore und Themenfelder sind, sollen von der EU Hilfe erhalten, um kooperieren und bessere Netzwerke entwickeln zu können. Außerdem stellt die EU Hilfsgelder für die neue Energie-Infrastruktur zur Verfügung.
2020 durchlebte der TEN-E-Plan einige Revisionen, um die Modernisierung von Europas grenzübergreifender Infrastruktur besser zu unterstützen. „Nun müssen wir Zeit in die Energie-Infrastruktur der Zukunft investieren“, sagte Frans Timmermans, Executive Vice-President für den Green New Deal, in einer Meldung dazu. „Die überarbeiteten TEN-E-Regelungen erlauben es, dass wir saubere Technologien an unser Energiesystem anschließen. Dazu gehören auch Offshore-Windanlagen und Wasserstoff-Technologie.“
Mehr Energie
Die neun Energiekorridore mit hoher Priorität decken verschiedene geografische Regionen in Sachen Elektrizität-, Gas- und Ölinfrastruktur ab. Von der EU aus ist geplant, die Entwicklung innerhalb dieser Korridore zu unterstützen und vormals von den europäischen Energiemärkten getrennte Regionen mit anzuschließen. Das soll dabei helfen, erneuerbare Energien innerhalb des Kontinents besser zu verknüpfen. Zu den Korridoren gehören:
Elektrizität
North Seas Offshore Grid (NSOG): Hierbei geht es um die Entwicklung integrierter Offshore-Stromnetze und dazugehöriger Verknüpfungen in der Nordsee, der Irischen See, im Englischen Kanal, in der Ostsee und angrenzenden Meeren. Diese sollen dabei helfen, Strom aus erneuerbaren Energiequellen vor den Küsten in die Konsum- und Speicherzentren zu bringen.
North-South Electricity Interconnections in Western Europe (NSI West Electricity): NSI West Electricity beschreibt die Verknüpfung der westeuropäischen Länder mit der mediterranen Region inklusive der Iberischen Halbinsel. Insbesondere zielt NSI West Electricity darauf ab, Strom aus erneuerbaren Energiequellen ins Energienetz zu integrieren und die internen Netzinfrastrukturen zu verstärken. Das soll für eine stärkere Anknüpfung des iberischen Markts mit Resteuropa sorgen.
NSI East Electricity: Dieser Punkt sieht vor, Verknüpfungen innerhalb der internen Nord-Süd- und Ost-West-Stromwege zu schaffen. Das soll den EU-Markt für interne Energie vervollständigen und erneuerbare Energiequellen integrieren.
BEMIP Electricity: Dasselbe gilt für die Verbindung zwischen den baltischen EU-Staaten und dem restlichen Netz. BEMIP Electricity beendet, so der Plan, die Isolation des baltischen Energienetzes.
Gas
Nord-Süd Gasverbindungen in Westeuropa (NSI West Gas): Die EU hat vor, eine Gasinfrastruktur für Nord-Süd-Gasleitungen in Westeuropa zu errichten. Das gewünschte Ergebnis: Diverse Energieversorgungswege, die auch kurzfristige Lieferungen ermöglichen sollen.
Nord-Süd-Gasverbindungen im zentralöstlichen und südöstlichen Europa (NSI East Gas): Hier sieht der European Green Deal vor, eine Gasinfrastruktur innerhalb der Ostseeregion, der Adriatischen See und der Ägäis sowie zwischen diesen Regionen aufzubauen. Außerdem sollen künftig Gasleitungen zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer bestehen – dies erhöhe die Sicherheit für Gaslieferungen.
Der südliche Gaskorridor (SGC): Eine zusätzliche Infrastruktur für Gaslieferungen soll zwischen dem Kaspischen Meer, Zentralasien, dem Mittleren Osten, dem Mittelmeerraum herüber zur EU entstehen.
Der Verbindungsplan des baltischen Energiemarkts (BEMIP Gas): Ähnlich dem BEMIP Electricity geht es bei BEMIP Gas darum, die isolierte Gasinfrastruktur der drei baltischen Staaten und Finnland aufzulösen. Aktuell sind diese von einem einzigen Versorger abhängig – das soll sich künftig ändern.
Der Ölkorridor
Verbindungen für die Ölversorgung im zentralöstlichen Europa (OSC): Das Pipeline-Netzwerk im östlichen Europa soll ausgebaut werden, um die Versorgung zu sichern und das Risiko für die Natur zu verringern.
Themenfelder mit hoher Priorität
Darüber hinaus hat die EU drei Themenfelder festgelegt, die sich auf die Entwicklung neuer Technologien beziehen. Diese gelten europaweit.
- Smart Grids Deployment: „Schlaue“ Netzwerke sollen dabei helfen, erneuerbare Energien in bestehende Energienetze zu integrieren. Verbraucher sollen die Möglichkeit haben, ihren Energieverbrauch besser zu regulieren.
- Strom-Highways: Die EU plant die Konstruktion von Strom-Highways. Dabei handelt es sich um große Stromnetze, die den Transport von Strom über große Distanzen hinweg ermöglichen sollen. Zum Beispiel von Windkraftanlagen in der Nordsee hinauf nach Skandinavien oder herunter in die Alpen.
- Grenzübergreifendes Karbondioxid-Netzwerk: Zuletzt sieht die TEN-E-Strategie die Entwicklung von Transportwegen für gesammeltes CO2 vor.
Weitere Informationen dazu stellt die EU zur Verfügung.
Titelbild: ©Nigel/ stock.adobe.com
Ich bin der Meinung das man mehr tun müsste für Nachhaltigkeit, ansonsten wird unsere Natur nicht mehr mit machen können. Danke für den interessanten Artikel.
Lg Alisa